51. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen

51. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen

Kinderzahnheilkunde und Dentales Trauma

Freitag, 16. September 2016 - Samstag, 17. September 2016

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

vor einigen Jahren war in einem Editorial zu lesen, „ ... dass sich Präventions-, Diagnose- und Therapiemaßnahmen nicht einfach vom Erwachsenen- auf das Kindesalter übertragen lassen. Die Anforderungen ... sind ... so spezifisch, dass eine adäquate Betreuung nur durch spezialisierte Zahnärzte möglich ist.“ Auch wenn uns die Behandlung von Kindern oft vor Herausforderungen stellt, habe ich mich gefragt, ob man das so stehen lassen kann.

Bei der Aus- und Fortbildung in Kinderzahnheilkunde ist seit Jahren ein gegenläufiger Trend zu beobachten: Während sich nur noch drei (von 30) Universitätszahnkliniken (Gießen, Leipzig, Marburg) selbständige Abteilungen für Kinderzahnheilkunde leisten, verzeichnen Curricula für Kinderzahnheilkunde einen wachsenden Zulauf. Inzwischen gibt es sogar zwei berufsbegleitende Masterstudiengänge. Mit einem nennenswerten Anstieg der Geburtenrate lässt sich die gestiegene Nachfrage nach Fortbildung zum Thema Kinderzahnheilkunde kaum erklären. Hat sie möglicherweise mit Defiziten in der Ausbildung zu tun?

Durch den Sparzwang an Universitäten und Universitätsklinika gehen immer mehr unbefristete Stellen für den klinisch-akademischen Mittelbau verloren. Damit entfallen auch Perspektiven für diejenigen, die sich gerne in Lehre und Krankenversorgung der Kinderzahnheilkunde widmen würden. Dabei wären solche Stellen eine sinnvolle Alternative zu der immer wieder geforderten, aus Kostengründen aber völlig unrealistischen Einrichtung neuer Lehrstühle. Natürlich haben die Defizite speziell in der praktischen Lehre auch damit zu tun, dass eine Kinderbehandlung durch Studierende, die über Zahnreinigung und Fissurenversiegelungen hinausgeht, immer schwieriger zu realisieren ist, nicht zuletzt wegen der Ansprüchen der Eltern.

Dieser ernüchternden Bilanz über die Ausbildung in Kinderzahnheilkunde an deutschen Universitäten steht die Erwartung eines wachsenden Bedarfs an zahnmedizinischer Versorgung bei Kindern und Jugendlichen gegenüber. Diese stützt sich auf folgende Überlegungen:

  • Bei der allgemeinen Verbesserung der Mundgesundheit in Deutschland in den letzten zehn Jahren fiel die Kariesreduktion im Milchgebiss deutlich geringer aus als im bleibenden Gebiss.
  • Schon heute weisen im Alter von 3 Jahren 15% der Kinder, also etwa jedes 7. Kind, Symptome der frühkindlichen Karies auf. Die Tendenz ist vermutlich steigend, denn:
  • Durch die Migration aus Krisengebieten steigt nicht nur die Zahl der Kinder. Auch die spezifischen Ernährungsgewohnheiten und das schwach ausgebildete Bewusstsein für Mundgesundheit in den Herkunftsländern werden dazu führen, dass der Behandlungsbedarf bei Kindern und Jugendlichen zunimmt.
  • Auch bei der Prävalenz genetisch bedingter und erworbener Strukturanomalien (zum Beispiel MIH) ist ein Anstieg zu beobachten.
  • Für alle Formen von Zahnschäden (Karies, Strukturanomalien, Trauma) gilt, dass sich Folgeschäden nur durch frühzeitigen Behandlungsbeginn im Kindesalter vermeiden oder eindämmen lassen.

Ziel muss es sein, möglichst allen Kindern, also auch solchen aus benachteiligten sozioökonomischen Verhältnissen, einen Zugang zu zahnärztlichen Betreuungsangeboten zu verschaffen. Vieles spricht dafür, dass dies allein durch spezialisierte Zahnärzte weder geleistet werden kann noch muss. Karies, Strukturanomalien und Zahnverletzungen bei Kindern und Jugendlichen zu diagnostizieren und zu behandeln, ist vielmehr ein Anliegen der gesamten Zahnärzteschaft, auch wenn dafür Spezialwissen erforderlich ist. In diesem Sinne bietet die diesjährige Bodenseetagung einen umfassenden und praxisnahen Überblick über alle aktuellen Aspekte in der Kinderzahnheilkunde.

Ich freue mich mit Ihnen auf eine spannende und erkenntnisreiche Tagung in Konstanz.

Bis dahin herzliche Grüße

Prof. Dr. Bernd Haller
Fortbildungsreferent

Programm

51. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen

Wissenschaftliche Vorträge

Freitag, 16. September 2016

09:00 Uhr

bis 09:30 Uhr

Begrüßung, Eröffnung der Tagung

  • Grußworte Dr. Wilfried Forschner - Vorsitzender der Bezirkszahnärztekammer Tübingen Uli Burchardt - Oberbürgermeister der Stadt Konstanz
  • Einführung in die Tagungsthemen Prof. Dr. Bernd Haller - Fortbildungsreferent der Bezirkszahnärztekammer Tübingen

09:30 Uhr

bis 10:15 Uhr

Mundgesundheitsbezogene Lebensqualität bei Kindern und Jugendlichen – ein neuer Ansatz für die Zahnmedizin? Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes, Wien

Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes Wien
Konzil Konstanz, Oberer Saal

Seit einigen Jahren gibt es auf Seiten der Zahnmedizin ein wachsendes Interesse an der Frage, ob und inwieweit die Lebensqualität eines Menschen durch seine oralen Erkrankungen eingeschränkt wird. In diesem Zusammenhang wurde der Begriff der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität (MLQ) inauguriert. Diese beschreibt die Wahrnehmung der Mundgesundheit durch den Patienten, versucht also die subjektive Seite der Mundgesundheit zu charakterisieren.

Während für Erwachsene seit mehreren Jahren die Messung der MLQ mittels geeigneter Fragebögen sehr gut möglich ist, hinkte die Entwicklung adäquater Instrumente für Kinder und Jugendliche lange Zeit hinterher. Das Vorhandensein relevanter oraler Erkrankungen auch im jüngeren Erwachsenenalter, die mit erheblicher Lebensqualitätsverminderung verbunden sind, erforderte deshalb eine Ausdehnung von bevölkerungsrepräsentativen Studien auf das jüngere Erwachsenenalter.

Im deutschen Sprachraum gibt es nun seit kurzer Zeit Instrumente zur Messung der MLQ bei Kindern und Jugendlichen, welche im Vortrag von der Referentin vorgestellt werden. Anhand ausgewählter oraler Befunde soll im zweiten Teil des Referates herausgearbeitet werden, welche psychosozialen Folgen diese Befunde bei Kindern und Jugendlichen haben können.

10:15 Uhr

bis 10:45 Uhr

Pause, Besuch der Dentalausstellung

10:45 Uhr

bis 11:30 Uhr

Frühkindliche Karies – Ursachen, Prävention und praxisbezogene Therapieansätze Prof. Dr. Jan Kühnisch, München

Prof. Dr. Jan Kühnisch München
Konzil Konstanz, Oberer Saal

Die frühkindliche Karies stellt die häufigste Diagnose in der kinderzahnärztlich spezialisierten Praxis dar und ist für den Allgemeinzahnarzt ebenso als Herausforderung einzustufen. Dies begründet sich in der Problematik, Lösungsansätze für die Behandlung des Kindes mit Zahnschmerzen bzw. einer fehlenden Kooperationsbereitschaft anbieten zu müssen. In dem Spannungsfeld der notwendigen Schmerzbeseitigung, des oft umfangreichen konservierend-chirurgischen Sanierungsbedarfs in der gesamten primären Dentition, des sich abzeichnenden Zahnverlustes und der damit notwendigen rehabilitativen Versorgung mit Lückenhaltern bzw. Kinderprothesen als auch des hohen Kariesrisikos wird deutlich, dass nur ein strukturiertes Vorgehen den gewünschten Therapieerfolg erbringen kann. Als conditio sine qua non für eine sofortige und dauerhafte Reduktion des Kariesrisikos sind die präventiven Standardmaßnahmen mit der Ernährungsumstellung in Form des Verzichts auf kariogene/ erosive Getränke und Lebensmittel, der täglichen Sicherstellung einer qualitativ perfekten Mundhygiene durch die Eltern (Nachputzen!) und der altersgerechten Fluoridzufuhr umzusetzen. Diese sind durch den Zahnarzt zu initiieren, wiederholt zu kontrollieren und durch die Familien dauerhaft sicher zu stellen. Die konsequente Umsetzung dieser Maßnahmen wird maßgeblich über eine zukünftige Kariesfreiheit oder das Auftreten eines Rezidivs entscheiden. Neben den präventiven Aspekten, bedürfen die Kinder (in der Regel) der konservierend-chirurgische Therapie. Die patientenbezogene Behandlungsstrategie wird dabei von der Kooperationsbereitschaft des Kindes und dem Umfang der Gebisszerstörung maßgeblich beeinflusst und ist individuell festzulegen. Als Behandlungsansätze sind die kindgerechte Kariestherapie mit bzw. ohne Lokalanästhesie sowie bei unkooperativen Kindern die Behandlung in Sedierung oder Allgemeinanästhesie zu nennen. Das Spektrum der zahnbezogenen, konservierenden Maßnahmen hat sich in den vergangenen Jahren verbreitert und umfasst nicht- bzw. minimial-invasive Maßnahmen zur Kariestherapie, die selbstlimitierende Kariesexkavation, die Füllungstherapie, die Milchzahnendodontie und die Wiederherstellung der Zahnform mit konfektionierten Kronen. Im Fall der Nichterhaltungsfähigkeit von Milchzähnen steht die Extraktion und der anschließende Lückenerhalt heute außer Frage. Letzterer Aspekt zielt auf die Vermeidung eines sekundären Platzmangels ab und wird als Präventionsmaßnahme nach wie vor unterschätzt.

11:35 Uhr

bis 12:20 Uhr

Schmerzausschaltung bei Kindern: Lokalanästhesie, Sedierung, ITN Dr. Uta Salomon M.Sc., Friedrichshafen

Dr. Uta Salomon M.Sc. Friedrichshafen
Konzil Konstanz, Oberer Saal

Eine der größten Herausforderungen in der Kinderzahnheilkunde stellt die Schmerzausschaltung dar. Sie legt die Grundlage für eine qualitativ hochwertige Versorgung und ein zufriedenes Kind, das gerne wieder in die zahnärztliche Praxis kommt.

Besonders beim Kind sollte sich der Behandler bewusst machen, dass Schmerz nicht nur eine organische Ursache hat, sondern auch ein subjektives Gefühl darstellt.

Je nach Anamnese, Alter, Kooperation, zahnärztlicher Diagnose und Therapieplanung sollte für jedes Kind individuell ausgewählt werden, ob die Behandlung mit Hilfe der Lokalanästhesie durchgeführt werden kann, oder ob eine weitere Maßnahme, wie z.B. eine Sedierung oder Intubationsnarkose indiziert ist.

Der Vortrag gibt eine Übersicht über den aktuellen Stand der drei oben genannten Verfahren der Schmerzausschaltung (u.a. Patientenauswahl, Physiologie, Technik, kindgerechtes Vorgehen, Ausstattung bzw. Sicherheitsvorkehrungen etc.) und möchte dem Behandler gleichzeitig eine Entscheidungshilfe für die jeweilige Situation aufzeigen.

12:20 Uhr

bis 14:00 Uhr

Mittagspause, Besuch der Dentalausstellung

14:00 Uhr

bis 14:45 Uhr

Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation - Eine Herausforderung für die zahnärztliche Praxis Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes, Wien

Univ.-Prof. Dr. Katrin Bekes Wien
Konzil Konstanz, Oberer Saal

Schmelzfrakturen an frisch eruptierten Molaren, die porös erscheinen, eine starke Hypersensibilität der betroffenen Zähne und sich wiederholende Füllungsverluste – dieses besondere Phänomen beschäftigt seit einigen Jahren die Kinderzahnheilkunde. Es handelt sich um das Krankheitsbild der "Molaren-Inzisiven-Hypomineralisation" (MIH) und spielt eine zunehmend größere Rolle. Beschrieben wird eine systemisch bedingte Hypomineralisation der ersten bleibenden Molaren und bleibenden Frontzähne. Die Defekte zeichnen sich klinisch durch eine Veränderung in der Transluzenz des Schmelzes aus und können in ihrer Farbe weiß, creme, gelb oder braun sein. Je dunkler die Farbe, umso poröser ist der Zahnschmelz und umso höher ist die Gefahr des posteruptiven Substanzverlustes. Die Therapie der MIH richtet sich nach dem jeweiligen Ausprägungsgrad und der vorhandenen Schmerzsymptomatik. Wichtig ist es, Patienten mit MIH frühzeitig zu erfassen und einer umfassenden Betreuung zuzuführen sowie in ein engmaschiges Recall-Programm einzubinden.

Der Vortrag soll einen Einblick in die rezente Ätiologie, die Diagnostik und die therapeutischen Möglichkeiten der MIH geben und eine Hilfestellung für die Praxis sein.

14:50 Uhr

bis 15:35 Uhr

Restaurative Versorgung von Milchzähnen – Von der Füllung bis zur konfektionierten Krone Prof. Dr. Christian H. Splieth, Greifswald

Prof. Dr. Christian H. Splieth Greifswald
Konzil Konstanz, Oberer Saal

Milchzähne erfordern andere Konzepte und Techniken als die permanente Dentition. Zahnärzte scheinen zum Teil sogar Angst vor Milchzähnen zu haben, da in Deutschland nur 50% der kariösen Milchzähne gefüllt werden und 50% eben nicht. Auch wenn in der Praxis offensichtlich die 6er versiegelt
wurden, imponiert der Milchmolar oft durch eine offene, unversorgte Karies. Beim ersten permanenten Molaren wird dagegen ein Sanierungsgrad von 90% erzielt.
Der Vortrag beleuchtet daher die morphologischen Unterschiede zwischen Milch- und permanenten Zähnen und leitet daraus die verschiedenen Therapiekonzepte ab. Neben der Frage nach dem aussichtsreichsten Füllungswerkstoff werden praktische Arbeitstipps gegeben. Weiterhin wird schwerpunktmäßig auf tiefe kariöse Läsionen eingegangen und es werden natürlich auch Alternativen wie die Stahlkrone oder die Extraktion plus Lückenhalter diskutiert.

15:35 Uhr

bis 16:10 Uhr

Pause, Besuch der Dentalausstellung

16:10 Uhr

bis 16:55 Uhr

Die ausgedehnte Kompositrestauration – Wo sind die Grenzen? Univ.-Prof. Dr. med. dent. Diana Wolff, Tübingen

Univ.-Prof. Dr. med. dent. Diana Wolff
Univ.-Prof. Dr. med. dent. Diana Wolff Tübingen
Konzil Konstanz, Oberer Saal

Tief subgingivale Restaurationen, bedingt durch Wurzelkaries, Sekundärkaries unter bestehenden Restaurationen oder durch ungünstige Zahnfrakturen sind in der zahnmedizinischen Praxis ein häufiges Problem. Der Behandler wird bei der Versorgung solcher Defekte immer vor große Herausforderungen gestellt. In der Vergangenheit wurde im subgingivalen Bereich bevorzugt mit Restaurationen aus Gussmetall (Kronen, Teilkronen, Inlays) gearbeitet. Durch Weiterentwicklung der Komposittechnologie und Erweiterung der Indikationsgebiete für direkte Restaurationen aus Komposit eröffnet sich heute die Möglichkeit, auch tief subgingivale Defekte mit direkter Komposittechnik zu versorgen. Allerdings bedarf es dafür gut strukturierter Behandlungsabläufe, um das feuchtigkeitsempfindliche Material in dieser kritischen Zone verarbeiten zu können. Ebenfalls hat sich die Anwendung einer zweizeitigen Restaurationstechnik, der sogenannten R2-Technik, bewährt. Hier wird in einem ersten Schritt eine Kastenelevation durchgeführt, und in einem zweiten Schritt die Zahnkrone mitsamt Approximalkontakt und konvexer Approximalfläche rekonstruiert. Komposit erscheint auch geeignet und stabil für die Versorgung von Zähnen mit Höckerverlusten, oder nach der Durchführung endodontischer Behandlungen und dem darauffolgenden Wiederaufbaus der Zähne. Der Vortrag beleuchtet anhand von Fallbeispielen aus dem klinischen Alltag wie variabel und weitreichend die Einsatzgebiete von Kompositrestaurationen heutzutage geworden sind. Für den versierten Behandler gibt es hier tatsächlich kaum noch Grenzen.

17:00 Uhr

bis 17:45 Uhr

Erziehung heute - Sind wir am Ende des Selbstverständlichen angelangt?
Der besondere Vortrag Erziehung heute - Sind wir am Ende des Selbstverständlichen angelangt? Josef Kraus, Ergolding

Josef Kraus Oberstudiendirektor a.D., Dipl.-Psychologe Ergolding
Konzil Konstanz, Oberer Saal

Das Erziehen von Kindern verkommt mehr und mehr zu einer pseudowissenschaftlichen und hochpolitischen Angelegenheit. Selbstverständliches zählt nicht mehr: dass es beim Erziehen um das Kindeswohl und nicht um elterlichen Narzissmus geht; dass Erziehen zugleich Führen und Wachsenlassen heißt; dass es zum Erziehen gehört, Kinder in Anspruch zu nehmen; dass Erziehen ein nur begrenzt planbares Unternehmen ist; dass zum Erziehen Intuition, Bodenständigkeit, Spontaneität und ein gehöriger Schuss Humor gehören. Ratgeber über Ratgeber, solche in Printform und solche auf zwei Beinen, sind für Eltern längst zum Problem geworden, als dessen Lösung sie sich ausgeben. Die sog. Bildungswissenschaften und die Bildungspolitik tun ein Übriges: Sie reden Eltern ein, dass ihre Kinder nur mit Abitur und Studium eine Chance im globalen Haifischbecken haben, sie suggerieren, dass der Mensch erst mit dem Abitur beginne, und sie lösen damit einen hysterischen Kontroll-, Verwöhnungs- und Förderwahn aus, so als müsse das eigene Kind zum Premiumkind und zum elterlichen Portfolio werden. Das Kindeswohl bleibt dabei auf der Strecke.

19:30 Uhr

Sektempfang – Konzil Konstanz

20:00 Uhr

Abendprogramm – Konzil Konstanz

Samstag, 17. September 2016

09:00 Uhr

bis 09:45 Uhr

Keine Angst vor der Behandlung 
von Kindern ZÄ Barbara Beckers-Lingener, Sankt Augustin

ZÄ Barbara Beckers-Lingener Sankt Augustin
Konzil Konstanz, Oberer Saal

09:50 Uhr

bis 10:35 Uhr

Zahntrauma – Was tun bei Dislokationsverletzungen und Wurzelfrakturen? Prof. Dr. Roland Weiger, Basel

Prof. Dr. Roland Weiger
Prof. Dr. Roland Weiger Basel
Konzil Konstanz, Oberer Saal

Vorwiegend jüngere Patienten erfahren eine Dislokationsverletzung eines Zahnes oder auch mehrerer Zähne, die vielfach karies- und füllungsfrei sind. Das Spektrum reicht von der Konkussion über die laterale Dislokation bis zur Intrusion als schwerste Verletzungsform. Hingegen tritt die Wurzelfraktur seltener auf; sie kann auch ältere Patienten treffen. Unterbleibt eine sachgerechte Behandlung, die sowohl den Zeitpunkt als auch die Art derselben (Schienung wie und wie lange; Wurzelkanalbehandlung wenn ja wie und wann) betrifft, ist je nach Schweregrad und Patientenalter mit Spätfolgen zu rechnen, die im ungünstigsten Fall den längerfristigen Zahnerhalt in Frage stellen. Mögliche Spätfolgen sind eng mit dem Umfang der parodontalen Verletzung, dem vermuteten Ausmass der pulpalen Schädigung und der langsam einsetzenden Infektion des Wurzelkanalsystems verknüpft. Unerlässlich für Diagnosestellung, Therapieplanung und prognostische Einschätzung sind eine sorgfältige klinische und röntgenologische Diagnostik sowie eine adäquate Verlaufskontrolle, die den Vergleich mit zuvor erhobenen äquivalenten Befunden zwingend mit einschliesst. In diesem Rahmen wird der derzeitige Stand des Vorgehens bei typischen Verletzungsarten wie Konkussion, Lockerung, lateraler Dislokation, Extrusion und Intrusion sowie bei Wurzelfrakturen dargelegt. 

10:35 Uhr

bis 11:00 Uhr

Pause, Besuch der Dentalausstellung

11:00 Uhr

bis 11:45 Uhr

Zahntrauma - Problemzone Avulsion Prof. Dr. Kurt A. Ebeleseder, Graz

Prof. Dr. Kurt A. Ebeleseder Graz
Konzil Konstanz, Oberer Saal

Die Avulsion stellt den einzigen echten zahnmedizinischen Notfall dar, d.h. die einzige zahnmedizinische Situation, in der Minuten bis zur Ergreifung einer adäquaten Maßnahme über den Erhalt eines Zahnes entscheiden. Entsprechend oft verstreicht dieses Zeitfenster ungenutzt und ergeben sich daraus komplexe therapeutische Konsequenzen.

Betroffen von der Avulsion sind vor allem Kinder und Jugendliche (je ein Drittel aller Zähne), d.h. das Einzelzahnproblem in der ästhetischen Zone betrifft auch das Kieferwachstum sowie orthodontische Fragen und verunmöglicht den sofortigen Zahnersatz durch ein Implantat.

Wird der Zahn für eine Replantation mitgebracht, so sind das endodontische und das parodontologische Problem zu lösen. Das Endodont ist in jedem Fall ischämisch-nekrotisch und ein potentieller Nährboden für Bakterien. Die Wiederbesiedlung durch dentale Stammzellen („Revaskularisation") ist mit der Breite des Foramen apikale verknüpft, erfolgt jedoch auch beim offenen Apex nur in 30% der Fälle spontan. In 70% bei offenem und in 100% bei geschlossenen Apex infiziert sich die Pulpanekrose und führt bei gleichzeitiger Nekrose des Zements zu einer aggressiven, rasch fortschreitenden Wurzelresorption, die allein durch endodontische Behandlung zur Ausheilung gebracht werden kann. Nach erfolgreicher Wurzelfüllung stellen Verfärbungen der Krone und Spontanfrakturen im zervikalen Wurzeldrittel weitere Herausforderungen dar.

Zement und parodontales Ligament (PDL) erleiden primäre Zellnekrosen durch das Trauma sowie sekundäre Nekrosen schon ab der fünften Minute unphysiologischer extraoraler Lagerung (Austrocknung). Überschreitet ein nekrotischer Defekt eine Maximalfläche, so kann er nicht mehr vollständig von Stammzellen des PDL besiedelt werden. Osteogene Zellen füllen ihn mit auf und erzeugen eine Ankylose, mit einer Eruptionshemmung und assoziierten Kippung der Nachbarzähne als Folge. Im Ankylosebereich wird zudem das Wurzeldentin allmählich durch Knochen ersetzt

(Ersatzresorption), was zum Zahnverlust binnen 3 - 1 5 Jahren führt.

Für das optimale Management eines replantierten Zahnes sind eine Vielzahl an Maßnahmen gegeneinander abzuwägen, wobei das Patientenalter, seine kieferorthopädische Situation, Heilungskomplikationen und die geschätzte Erhaltungsdauer des Zahnes die bestimmenden Faktoren sind.

11:50 Uhr

bis 12:35 Uhr

Guided Endo obliterierter Zähne – Eine Alternative zum Implantat nach Trauma Priv.-Doz. Dr. Sebastian Kühl, Basel

Priv.-Doz. Dr. Sebastian Kühl Basel
Konzil Konstanz, Oberer Saal

Die Wurzelkanalbehandlung ist eine sehr häufig eingesetzte Therapie um Zähne erhalten zu können. Grundvoraussetzung für einen Therapieerfolg ist neben einer sorgfältigen und effizienten Reinigung des Kanals auch das adäquate abdichten des Kanals, um eine Reinfektion zu vermeiden. Insbesondere nach einem Trauma kann es zu Obliterationen des Wurzelkanals kommen, welche dann neben der Komplikation der Auffindbarkeit auch den Zugang zum Apex erschweren kann. Unter Umständen resultiert daraus eine via falsa, welche die Prognose des Zahnes dann wiederum verschlechtert. Um das Problem der Wurzelkanalbehandlung von obliterierten Zähnen zu umgehen besteht die Möglichkeit, in Anlehnung an die schablonengeführte Implantologie auch einen schablonengeführten Zugang zum obliterierten Wurzelkanal zu gestalten. Dieses kann z.B. mit Hilfe der CoDiagnostiX-Software realisiert werden. Dazu wird ein Oberflächenscan (auch als Intraoralscan des Patienten) mit einer dreidimensionalen Radiographie (DVT oder CT) überlagert. Nach virtueller Planung einer Bohrung im Kanal, kann analog einer Implantatplanung eine virtuelle Hülse über den zu behandelnden Wurzelkanal geplant werden. Durch eine virtuelle Gestaltung einer Bohrschablone, welche dann mittels 3D-Drucker erstellt wird, kann die Schablone im Mund des Patienten zur geführten Wurzelkanalerschliessung benutzt werden. In dem Vortrag werden erste Ergebnisse von in vitro-Studien und Fallbeispiele klinischer Applikationen präsentiert.

12:35 Uhr

bis 12:45 Uhr

Verabschiedung Prof. Dr. Bernd Haller, Ulm Dr. Wilfried Forschner, Biberach

Prof. Dr. Bernd Haller Ulm
Dr. Wilfried Forschner Biberach

Tagungsbroschüre

51. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen

Das Programmheft zur 51. Bodenseetagung und 45. Tagung für Zahnmedizinische Mitarbeiter/innen der Bezirkszahnärztekammer Tübingen in Konstanz.