54. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen

54. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen

Herausforderungen erkennen und bewältigen

Freitag, 20. September 2019 - Samstag, 21. September 2019

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

der Zeitpunkt für die Bodenseetagung ist eigentlich perfekt: Man kommt gut erholt aus der Sommerpause an den spätsommerlichen Bodensee, trifft hier alte Bekannte, tankt Anregungen, genießt den zwanglosen kollegialen Meinungs- und Gedankenaustausch und taucht am Montag darauf tatkräftig und reich an neuen Erkenntnissen, Ideen und guten Vorsätzen wieder in den Berufsalltag ein. Der hält dann allerdings, wie die Erfahrung zeigt, schon bald die nächsten Herausforderungen für uns bereit. Herausforderungen sind „Aufgaben, die einen fordern“ (Duden). Durch sie, so heißt es, wächst man. Es sei deshalb wichtig, sie anzunehmen und sich immer wieder neue Herausforderungen zu suchen. Ich weiß nicht, wie es Ihnen geht, aber für mich sind immer die Herausforderungen am spannendsten, die ich nicht erst suchen muss, sondern die einfach da sind, und zwar bevorzugt dann, wenn ich am wenigsten mit ihnen rechne. Und weil das vermutlich nicht nur mir allein so geht, soll das Erkennen und Bewältigen von Herausforderungen, wie sie uns in der Praxis täglich begegnen, im Fokus unserer diesjährigen Bodenseetagung stehen.

Dabei geht es nicht um Herausforderungen aufgrund schwieriger Umstände und Situationen, wie sie bei jeder Behandlung unvorhergesehen auftreten können. Es geht mir vielmehr um vier andere Kategorien von Herausforderungen. Die erste betrifft herausfordernde Entscheidungsfindungen in Bezug auf Diagnosestellung und Therapiewahl. Einige Themen seien hier exemplarisch genannt: Zahnersatz ohne Implantate (Gibt es das tatsächlich noch?), Bruxismus, moderne Aspekte der Parodontitistherapie jenseits von Scaling und Antibiotikagabe und das treffsichere Management von endodontischen Schmerz- und Notfällen. In der zweiten Kategorie geht es um die Unsicherheit angesichts von Fragestellung, die nicht zum alltäglichen Praxisrepertoire gehört, zum Beispiel eine CMD-Problematik oder eine seltene Erkrankung mit oraler Manifestation. Vor besondere Herausforderungen stellen uns auch bestimmte Patientengruppen wie alte Menschen oder Patienten mit Behinderung. Bei diesen Patienten ist es schwierig, die erlernten Techniken in gewohnter Weise anzuwenden, weil Besonderheiten zu berücksichtigen sind. Eine vierte Art von Herausforderungen ergibt sich, wenn wir in der Praxis mit Situationen konfrontiert werden, auf die wir fachlich nicht oder nicht ausreichend gut vorbereitet sind. Dazu gehört die Frage, wie wir Zeichen häuslicher Gewalt erkennen und wie wir damit umgehen können, oder auch, wie sich „Behandlungs-Karrieren“ als Folge einer psychischen Überlagerung der zahnmedizinischen Befunde vermeiden lassen.

Herausforderungen begegnen uns jedoch nicht nur in beruflichen, sondern auch in gesellschaftlichen und politischen Kontexten. Der diesjährige „Besondere Vortrag“ mit dem Titel „Wie man Krisen auf den Zahn fühlt - Mentales Rüstzeug für stürmische Zeiten“ passt daher ganz hervorragend zum fachlichen Tagungsthema.

Als Fortbildungsreferent der BZK Tübingen lade ich Sie herzlich ein, sich bei der diesjährigen Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen das Rüstzeug für das erfolgreiche Erkennen und Bewältigen von Herausforderungen in der Zahnarztpraxis und darüber hinaus zu holen, und freue mich schon jetzt darauf, Sie zahlreich in Lindau begrüßen zu dürfen.

Mit besten kollegialen Grüßen

 

Prof. Dr. Bernd Haller
Fortbildungsreferent

Programm

54. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen

Wissenschaftliche Vorträge

Freitag, 20. September 2019

Inselhalle, Lindau

09:00 Uhr

bis 09:30 Uhr

Begrüßung Dr. Wilfried Forschner, Biberach Prof. Dr. Bernd Haller, Ulm

Dr. Wilfried Forschner Biberach
Prof. Dr. Bernd Haller Ulm

09:30 Uhr

bis 10:15 Uhr

Zahnersatz ohne Implantate eine Alternative? Nicht selten die Bessere! Prof. Dr. Matthias Kern, Kiel

Prof. Dr. Matthias Kern
Prof. Dr. Matthias Kern Kiel
Inselhalle Lindau

Dentale Implantate sind ein Segen für die Patienten, die sie wirklich benötigen, nicht aber für die, die gleichwertig oder sogar besser mit an ihren Zähnen befestigtem Zahnersatz versorgt werden können. Implantate sind vor allem nicht die besseren Zähne!

In diesem Vortrag wird anhand von klinischen Studien und Beispielen gezeigt, in welchen Fällen Zahnersatz ohne Implantate eine gute oder sogar die bessere Alternative zu Zahnersatz auf Implantaten ist. Hierzu gehören der Erhalt stark zerstörter Zähne mittels kieferorthopädischer Extrusion und Kronenaufbau, Adhäsivbrücken im Front- und Seitenzahnbereich, an Kronen verankerte Brücken bei überkronungsbedürftigen Nachbarzähnen und Adhäsivattachments bei Verlust von Doppelkronenankern. 

In diesem Vortrag werden differentialtherapeutische Möglichkeiten und deren Chancen und Risiken aufgezeigt. Nach adäquater Aufklärung sollte ein von Patienten und Behandler gemeinsam getragener Therapieentscheid erfolgen: Motto des Referenten „Behandle Deine Patienten so, wie Du auch selbst behandelt werden möchtest“.

10:15 Uhr

bis 10:45 Uhr

Kaffeepause, Besuch der Dentalausstellung

10:45 Uhr

bis 11:30 Uhr

Schreckgespenst „Ganzkörper-CMD“ PD Dr. Daniel Hellmann, Karlsruhe

PD Dr. Daniel Hellmann
PD Dr. Daniel Hellmann Karlsruhe
Inselhalle Lindau

Das kraniomandibuläre System (KMS) unterhält funktionell enge Verbindungen mit den weiteren Körpersegmenten und es ist nicht von der Hand zu weisen, dass es bei anhaltenden Veränderungen der biomechanischen Gleichgewichtsbedingungen im KMS auch zu Anpassungen in angrenzenden Segmenten kommen kann. Allerdings muss für das KMS ebenfalls konstatiert werden, dass die meisten funktionellen und strukturellen Abweichungen von der Norm keinerlei pathophysiologische Potenz zu besitzen scheinen. Ebenso existieren über die pathophysiologische Wertigkeit von Funktionsstörungen des KMS - außer Expertenmeinungen - bis heute kaum wissenschaftlich belastbare Erkenntnisse. Die Vielfalt an Meinungen führt aber leider vermehrt zu einer Verunsicherung im Kollegenkreis. 
Vor dem Hintergrund aktueller und international konsensfähiger Hypothesen gibt der Vortrag Auskunft über die Entstehung einer CMD sowie deren mögliche Auswirkungen auf die weiteren Segmente des menschlichen Körpers und gibt Orientierung bzgl. eines zahnärztlich regelkonformen diagnostischen und therapeutischen Vorgehens im klinischen Alltag einer kassenzahnärztlichen Praxis.

11:35 Uhr

bis 12:20 Uhr

Häusliche Gewalt - was können Zahnärztinnen und Zahnärzte erkennen und was können sie tun? Dr. Dr. Claus Grundmann, Moers

Dr. Dr. Claus Grundmann
Dr. Dr. Claus Grundmann Moers
Inselhalle Lindau

Mediziner und Zahnmediziner werden bei der Ausübung ihres Berufs gelegentlich mit den Folgen gewaltbedingter Verletzungen konfrontiert. Dies gilt insbesondere für Ärzte und Zahnärzte in Ambulanzen und Notaufnahmen von Krankenhäusern bzw. Kliniken. Aber auch in eigener Praxis niedergelassene (Zahn-)Mediziner können manchmal Fälle von Gewalteinfluss durch fremde Hand bei ihren kleinen und großen Patienten feststellen: Oftmals sind sie die/der erste (und mitunter auch einzige) sachverständige Zeugin/Zeuge dieser Körperverletzung(en).

Gewalt ist in der Regel kein einmaliges Ereignis: vor allem Gewalt gegen Kinder -meistens innerhalb der Familie- oder Partnerschaftsgewalt zeichnen sich durch wiederholte und meistens an Intensität zunehmende Gewaltanwendungen aus. Vielfach richtet sich die Gewalt gegen den ungeschützten Kopf, sodass in diesem Bereich Blutergüsse, Prellungen, Stich- und Schnittverletzungen, aber auch Brandwunden und Würgemale sowie Verletzungen von Zähnen (Lockerungen, Absplitterungen, Abbrüche), Kiefern (Prellungen, Frakturen, Luxationen) und/oder Zahnersatz (bis hin zu irreparablen Zerstörungen) feststellbar sind.

Der sorgfältigen Dokumentation der durch Gewalteinwirkung entstandenen pathologischen Befunde durch die/den als erste(n) konsultierte(n) Zahnärztin/Zahnarzt fällt eine große Bedeutung zu, da die Spuren der Gewalteinwirkung am menschlichen Körper oftmals nach kurzer Zeit vergänglich bzw. meist nur für eine bestimmte Zeit in voller Ausprägung visuell wahrnehmbar sind. 

12:20 Uhr

bis 14:00 Uhr

Mittagspause / Imbiss in der Inselhalle / Besuch der Dentalausstellung

14:00 Uhr

bis 14:45 Uhr

Wie kann man Patienten mit Behinderung erfolgreich behandeln? Prof. Dr. Andreas Schulte, Witten-Herdecke

Prof. Dr. Andreas Schulte
Prof. Dr. Andreas Schulte Witten-Herdecke
Inselhalle Lindau

In Deutschland leben ca. 1 Million Personen mit einer zahnmedizinisch relevanten körperlichen, geistigen, seelischen oder sensorischen Behinderung. Sie erleben im gesamten Gesundheitssystem zahlreiche Barrieren. Deshalb steht jeder Zahnarzt vor der herausfordernden Situation, diese Personen als Patienten erfolgreich zu betreuen. Zum Erfolg trägt bei, wenn das gesamte Team diesen Patienten mit Freundlichkeit, Geduld und Verständnis begegnet. Je nach Art der Behinderung kann die Fähigkeit zur eigenverantwortlichen Mundhygiene stark eingeschränkt sein. Deshalb sollte die präventive Betreuung der Hauptbestandteil der zahnmedizinischen Versorgung sein. Diese besteht aus Ernährungs- und Mundhygiene-Beratung, Zahnreinigung und Applikation von hochkonzentrierten Fluoriden. Seit 1. Juli 2018 beinhaltet der BEMA-Katalog Leistungen, die auch die Beratung von Familienangehörigen oder Betreuern aus Wohn- oder Pflegeeinrichtungen beinhalten. Restaurative, endodontologische oder parodontologische Maßnahmen sollten nach Möglichkeit im Wachzustand erfolgen. In einigen Fällen wird eine zahnmedizinische Therapie in Allgemeinanästhesie nicht zu vermeiden sein. Dafür kommt dem Hauszahnarzt die Aufgabe zu, eine Lotsenfunktion zu übernehmen und Patienten, die in Allgemeinanästhesie behandelt werden müssen, zu Kollegen zu überweisen, die diese Art der Behandlung mit dem Ziel durchführen, Zähne zu erhalten. Danach sollten die Patienten beim Hauszahnarzt weiterhin in einem engmaschigen präventiven Recall verbleiben. 

14:50 Uhr

bis 15:35 Uhr

Alte Menschen gut versorgen - ein Konzept aus der Praxis für die Praxis Dr. Elmar Ludwig, Ulm

Dr. Elmar Ludwig
Dr. Elmar Ludwig Ulm
Inselhalle Lindau

Immer mehr immer ältere Patienten brauchen unsere Unterstützung – ob in der Praxis, in der Häuslichkeit oder in der Pflegeeinrichtung. Der Gesetzgeber hat mit der Einführung präventionsorientierter Leistungen die Rahmenbedingungen geschaffen, dass wir diese Menschen zahnärztlich auch dann gut begleiten können, wenn sie gebrechlich und pflegebedürftig werden. Aber wie gelingt die Umsetzung im hektischen Praxisalltag? Worauf müssen wir achten und welche Hilfestellungen benötigen die Betroffenen und ihr Umfeld? Wie kann Zahn-, Mund- und Zahnersatzpflege auch bei Gebrechlichkeit und Pflegebedürftigkeit gut gelingen? Welche Behandlungsmaßnahmen sollten im Vordergrund stehen? Kann das eine „normale“ Praxis leisten? Die Landeszahnärztekammer Baden-Württemberg hat in den letzten Jahren zu all diesen Fragen ein Konzept aus der Praxis für die Praxis entwickelt. Das Konzept konzentriert sich mit Augenmaß auf das Wesentliche, arbeitet die Chancen heraus und verliert dabei die Risiken nicht aus dem Blick. Und das Beste daran ist – es funktioniert! Der Vortrag stellt das Konzept anhand anschaulicher Patientenbeispiele in seinen Grundzügen vor und gibt Antworten auf alle oben gestellten Fragen.

15:35 Uhr

bis 16:10 Uhr

Kaffeepause, Besuch der Dentalausstellung

16:10 Uhr

bis 16:55 Uhr

Seltene Erkrankungen mit Manifestation im Zahn-, Mund- und Kieferbereich: erkennen, zuordnen, Fehldiagnosen vermeiden OA Dr. Marcel Hanisch (MBA), Münster

OA Dr. Marcel Hanisch (MBA)
OA Dr. Marcel Hanisch (MBA) Münster
Inselhalle Lindau

In Deutschland sind derzeit rund vier Millionen Menschen von einer seltenen Erkrankung betroffen. Von den weltweit bekannten 6000 bis 8000 verschiedenen seltenen Erkrankungen können sich etwa 15% im Zahn-, Mund- und Kieferbereich manifestieren und sich negativ auf die mundgesundheitsbezogene Lebensqualität auswirken. Oftmals bestehen Schwierigkeiten eine seltene Erkrankung korrekt zu diagnostizieren, so vergehen durchschnittlich sieben Jahre zwischen dem Auftreten erster Symptome einer Erkrankung und deren korrekter Diagnose. In einigen Fällen kann der Zahnarzt/Fachzahnarzt einen wichtigen Hinweis auf eine Erkrankung liefern, wenn die Symptome im Zahn-, Mund- und Kieferbereich erkannt und korrekt zugeordnet werden. Fehldiagnosen und Verzögerungen bei der Diagnose ließen sich reduzieren. 

Seit 2016 wird eine interdisziplinäre Spezialsprechstunde für „Seltene  Erkrankungen mit oraler Beteiligung“ unter der Federführung der Klinik für Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie am Universitätsklinikum Münster angeboten. Anhand ausgewählter Fallbeispiele aus dieser Spezialsprechstunde sollen Symptome präsentiert werden, die einen Hinweis auf eine seltene Erkrankung liefern können. Des Weiteren werden Therapiestrategien zur Verbesserung der mundgesundheitsbezogenen Lebensqualität bei Menschen mit seltenen Erkrankungen vorgestellt.

17:00 Uhr

bis 17:45 Uhr

Der besondere Vortrag: Wie man Krisen auf den Zahn fühlt - Mentales Rüstzeug für stürmische Zeiten. Dr. Dipl.-Psych. Stefan Junker, Oftersheim

Dr. Dipl.-Psych. Stefan Junker
Dr. Dipl.-Psych. Stefan Junker Oftersheim
Inselhalle Lindau

Was tun, wenn von Tag zu Tag alles verfahrener scheint? Wenn immer neue Hiobsbotschaften die Lage zunehmend verschärfen? Wenn die bisherigen Lösungsversuche nicht greifen, im Gegenteil: alles nur noch schlimmer machen?  Worin unterscheiden sich echte Krisen von Problemen, kritischen Situationen oder Katastrophen? Und warum sind diese Unterschiede von überlebenswichtiger Bedeutung für Menschen, Teams und ganze Gesellschaften in Krisen? 

Der spannende Vortrag gibt Antworten auf diese Fragen und zeigt, wie man Krisen „auf den Zahn“ fühlt, um sie sicher und nachhaltig zu bewältigen. Überraschend und mit hohem Unterhaltungswert offenbart der erfahrene Krisenmanager Dr. Stefan Junker die intimen Ähnlichkeiten von beruflichen, gesellschaftlichen und ökonomischen Krisen bis hin zu partnerschaftlichen und familiären Krisen. So wird die verborgene Logik von Krisen unterschiedlicher Art deutlich sichtbar, ihre Dynamik verständlich und die Konsequenzen beherrschbar. Junker weist die Auswege aus Sackgassen und Teufelskreisen und vermittelt das notwendige mentale Rüstzeug für stürmische Zeiten.

Gerade der Beginn echter Krisenlösungsversuche ist notgedrungen häufig ein „Durchwursteln“. Aber wie geht professionelles, erfolgreiches Durchwursteln? Wie kann man das Scheitern möglichst kompetent betreiben, Krisen schließlich doch überwinden und die Zukunft erfolgversprechend gestalten? Diesen Fragen geht der Vortrag praxisnah mit Humor und Tiefgang nach. 

Ziel des Vortrages ist es, den Zuhörenden einen Denkrahmen anzubieten, der konsequentes und verantwortungsbewusstes Handeln in Krisenzeiten ermöglicht. 

19:30 Uhr

Sektempfang - EIL.GUT.HALLE, Lindau ACHTUNG! Neuer Veranstaltungsort

20:00 Uhr

Abendprogramm - EIL.GUT.HALLE, Lindau ACHTUNG! Neuer Veranstaltungsort

Samstag, 21. September 2019

Inselhalle, Lindau

09:00 Uhr

bis 09:45 Uhr

Herausforderungen und Lösungsansätze der modernen Parodontitistherapie - ist da mehr als Scaling und Antibiotika? Prof. Dr. Axel Spahr, Sydney

Prof. Dr. Axel Spahr Sydney
Inselhalle Lindau

Ziel dieses Vortrages ist die Vorstellung und kritische Evaluation der gängigen Materialien, Instrumente, und Techniken zur Prävention und Therapie parodontaler Erkrankungen. Hierbei sollen die verfügbare wissenschaftliche Datenlage bzw. Evidenz dargestellt und beurteilt werden. Des Weiteren werden neuere Ansätze zur professionellen Biofilmkontrolle, wie z.B. der Einsatz und die Effizienz von modernen AirFlow-Systemen, vorgestellt und bewertet. Abschließend werden neueste Erkenntnisse zur Immunmodulation durch Nahrungs- bzw. Nahrungsergänzungsmittel sowie deren möglicher Einsatz im Rahmen der Parodontitistherapie aufgezeigt und diskutiert.

09:50 Uhr

bis 10:35 Uhr

Mund und Zähne als gemeinsames Problemfeld von Psychiater und Zahnarzt. Tipps zu Diagnostik und Therapie sowie zur Vermeidung von „Behandlungs-Karrieren“ Dr. Martin Gunga, Lippstadt

Dr. Martin Gunga
Dr. Martin Gunga Lippstadt
Inselhalle Lindau

In den letzten Jahren haben psychische Erkrankungen in Deutschland stark zugenommen. Depressionen, Angsterkrankungen und somatoforme Störungen - oft in gemischter Form - sind besonders auf dem Vormarsch. 

Der Bereich von Mund und Zähnen hat für den Menschen eine hohe Bedeutung für das körperliche und seelische Wohlbefinden. In der alltäglichen Praxis bestehen zwischen den Fachgebieten der Psychiatrie/Psychotherapie und der Zahnheilkunde viele gemeinsame Aufgaben- und auch Problemfelder:

Einerseits können Missempfindungen, Schmerzen oder das Gefühl einer Entstellung im Mund- und Kieferbereich in schwere seelische Krisen führen. Andererseits werden Patientinnen und Patienten mit primär psychischen Störungen häufig bei Zahnärzten mit intensiven, diffusen und auch wechselnden Beschwerden im Mundbereich vorstellig, was zu oft erfolglosen Behandlungsserien, auch langjährigen sog. „Behandlungskarrieren“ führen kann.

Es werden wichtige psychiatrische Krankheitsbilder und Risikokonstellationen am Schnittpunkt zwischen Zahnheilkunde und Psychiatrie dargestellt, ergänzt durch  Videoaufnahmen von Patientinnen und Patienten. 

Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in zahnärztlichen Praxisteams stehen selbst unter einem erheblichen Druck. Hier Arbeitende sind in hohem Grade selbst gefährdet in einen Burnout bzw. eine depressive Erschöpfungssituation zu geraten. Hierzu werden typische Risikoprofile und Möglichkeiten zur psychischen Stabilisierung aufgezeigt.

10:35 Uhr

bis 11:00 Uhr

Kaffeepause, Besuch der Dentalausstellung

11:00 Uhr

bis 11:45 Uhr

Bruxismus - neue Erkenntnisse und Therapieansätze Dr. Bruno Imhoff, Köln

Dr. Bruno Imhoff
Dr. Bruno Imhoff Köln
Inselhalle Lindau

Bruxismus ist ein in der Bevölkerung häufig vorkommendes Phänomen, das primär keine Erkrankung darstellt, den Zahnarzt aber immer wieder vor besondere Herausforderungen stellt. Unterschieden werden Schlaf- und Wachbruxismus, der jeweils mit und ohne Zahnkontakt stattfinden kann. Vormals favorisierte Annahmen, dass die Okklusion als verursachend im Mittelpunkt steht, gelten als überholt. Bruxismus ist nach derzeitigem Kenntnisstand die Folge einer zentralnervösen Ansteuerung, die durch endogene und exogene Faktoren ausgelöst werden kann. Er kann statisch oder dynamisch ausgeführt werden. Als Folge des Bruxismus kann es zu vermehrtem Zahnverschleiß, Frakturen an Zahnersatzmaterialien sowie Verspannungen der Kaumuskulatur kommen. 

Diagnostisch stehen im klinischen Alltag die Anamnese, eine Inspektion der Zahnoberflächen sowie eine Untersuchung der Kaumuskulatur im Vordergrund.

Therapeutisch stehen nach internationalem Konsens Beratung, Aufklärung, orale Schienen, Entspannungsverfahren, Biofeedback (auch kombiniert mit kognitiver Verhaltenstherapie) und Botulinumtoxin als Verfahren mit hoher Evidenz im Mittelpunkt. Für systemische Medikamentengabe und systematisches Einschleifen liegen keine Nachweise der Wirksamkeit vor.

Definitive okklusale Verfahren können zur Rekonstruktion verloren gegangener Zahnhartsubstanz indiziert sein, sie unterliegen aber einem erhöhten Risiko technischen Versagens. 

Anhand klinischer Beispiele wird der Behandlungsalltag dargestellt und Bruxismus gegen CMD abgegrenzt.

11:50 Uhr

bis 12:35 Uhr

Stressfaktoren für Patient und Behandler: Endodontische Schmerz- und Notfälle Prof. Dr. Karl-Thomas Wrbas, Freiburg

Prof. Dr. Karl-Thomas Wrbas
Prof. Dr. Karl-Thomas Wrbas Freiburg
Inselhalle Lindau

Zur Durchführung geeigneter Notfallmaßnahmen und zur Beurteilung der Prognose endodontischer Behandlungen ist eine exakte Diagnostik der Pulpa- und Perpiapikalerkrankungen - nicht selten unter Zeitdruck - notwendig. Dies erfordert Wissen, Erfahrung und den Einsatz geeigneter Verfahren.

Die initiale Therapie von Schmerz- und Notfällen hat einen erheblichen Einfluss auf den Gesamterfolg der Behandlung. Die Versuche, den Patienten schnellstmöglich von Schmerzen zu befreien bzw. diese zu lindern, reichen von „Zahn trepanieren und offen lassen“ über die Einlage von paraformaldehydhaltigen Pasten bis hin zur undifferenzierten Gabe von Antibiotika und Schmerzmitteln. In diesem Zusammenhang gilt es den sinnvollen Einsatz von Antibiotika und Analgetika im Rahmen einer Notfalltherapie zu definieren.

Bei der Durchführung von Behandlungsmaßnahmen zur Beseitigung von Schmerzen treten nicht selten Probleme wie Stress, Wirkungslosigkeit oder sogar Steigerung der Schmerzen auf. Zudem kann es notwendig sein Revisionen durchzuführen um Schmerzen zu lindern und deren Ursachen zu beseitigen.

Aktuelle Daten erfordern eine Neubewertung lokaler kortikoidhaltiger Präparate wie beispielsweise Ledermix oder Odontopaste. Zudem sollte der systemische Einsatz von Corticosteroiden, der bisher kaum in der endodontischen Therapie angedacht oder gar gewagt war, neu diskutiert werden.

Ein oft unterschätzter Aspekt im Notdienst sind juristische und forensische Konsequenzen im Zusammenhang mit Notfallmaßnahmen.

12:35 Uhr

bis 12:45 Uhr

Verabschiedung Prof. Dr. Bernd Haller, Ulm Dr. Wilfried Forschner, Biberach

Prof. Dr. Bernd Haller Ulm
Dr. Wilfried Forschner Biberach