51. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen

51. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen

Kinderzahnheilkunde und Dentales Trauma

Freitag, 16. September 2016 - Samstag, 17. September 2016

Liebe Kolleginnen und Kollegen,

vor einigen Jahren war in einem Editorial zu lesen, „ ... dass sich Präventions-, Diagnose- und Therapiemaßnahmen nicht einfach vom Erwachsenen- auf das Kindesalter übertragen lassen. Die Anforderungen ... sind ... so spezifisch, dass eine adäquate Betreuung nur durch spezialisierte Zahnärzte möglich ist.“ Auch wenn uns die Behandlung von Kindern oft vor Herausforderungen stellt, habe ich mich gefragt, ob man das so stehen lassen kann.

Bei der Aus- und Fortbildung in Kinderzahnheilkunde ist seit Jahren ein gegenläufiger Trend zu beobachten: Während sich nur noch drei (von 30) Universitätszahnkliniken (Gießen, Leipzig, Marburg) selbständige Abteilungen für Kinderzahnheilkunde leisten, verzeichnen Curricula für Kinderzahnheilkunde einen wachsenden Zulauf. Inzwischen gibt es sogar zwei berufsbegleitende Masterstudiengänge. Mit einem nennenswerten Anstieg der Geburtenrate lässt sich die gestiegene Nachfrage nach Fortbildung zum Thema Kinderzahnheilkunde kaum erklären. Hat sie möglicherweise mit Defiziten in der Ausbildung zu tun?

Durch den Sparzwang an Universitäten und Universitätsklinika gehen immer mehr unbefristete Stellen für den klinisch-akademischen Mittelbau verloren. Damit entfallen auch Perspektiven für diejenigen, die sich gerne in Lehre und Krankenversorgung der Kinderzahnheilkunde widmen würden. Dabei wären solche Stellen eine sinnvolle Alternative zu der immer wieder geforderten, aus Kostengründen aber völlig unrealistischen Einrichtung neuer Lehrstühle. Natürlich haben die Defizite speziell in der praktischen Lehre auch damit zu tun, dass eine Kinderbehandlung durch Studierende, die über Zahnreinigung und Fissurenversiegelungen hinausgeht, immer schwieriger zu realisieren ist, nicht zuletzt wegen der Ansprüchen der Eltern.

Dieser ernüchternden Bilanz über die Ausbildung in Kinderzahnheilkunde an deutschen Universitäten steht die Erwartung eines wachsenden Bedarfs an zahnmedizinischer Versorgung bei Kindern und Jugendlichen gegenüber. Diese stützt sich auf folgende Überlegungen:

  • Bei der allgemeinen Verbesserung der Mundgesundheit in Deutschland in den letzten zehn Jahren fiel die Kariesreduktion im Milchgebiss deutlich geringer aus als im bleibenden Gebiss.
  • Schon heute weisen im Alter von 3 Jahren 15% der Kinder, also etwa jedes 7. Kind, Symptome der frühkindlichen Karies auf. Die Tendenz ist vermutlich steigend, denn:
  • Durch die Migration aus Krisengebieten steigt nicht nur die Zahl der Kinder. Auch die spezifischen Ernährungsgewohnheiten und das schwach ausgebildete Bewusstsein für Mundgesundheit in den Herkunftsländern werden dazu führen, dass der Behandlungsbedarf bei Kindern und Jugendlichen zunimmt.
  • Auch bei der Prävalenz genetisch bedingter und erworbener Strukturanomalien (zum Beispiel MIH) ist ein Anstieg zu beobachten.
  • Für alle Formen von Zahnschäden (Karies, Strukturanomalien, Trauma) gilt, dass sich Folgeschäden nur durch frühzeitigen Behandlungsbeginn im Kindesalter vermeiden oder eindämmen lassen.

Ziel muss es sein, möglichst allen Kindern, also auch solchen aus benachteiligten sozioökonomischen Verhältnissen, einen Zugang zu zahnärztlichen Betreuungsangeboten zu verschaffen. Vieles spricht dafür, dass dies allein durch spezialisierte Zahnärzte weder geleistet werden kann noch muss. Karies, Strukturanomalien und Zahnverletzungen bei Kindern und Jugendlichen zu diagnostizieren und zu behandeln, ist vielmehr ein Anliegen der gesamten Zahnärzteschaft, auch wenn dafür Spezialwissen erforderlich ist. In diesem Sinne bietet die diesjährige Bodenseetagung einen umfassenden und praxisnahen Überblick über alle aktuellen Aspekte in der Kinderzahnheilkunde.

Ich freue mich mit Ihnen auf eine spannende und erkenntnisreiche Tagung in Konstanz.

Bis dahin herzliche Grüße

Prof. Dr. Bernd Haller
Fortbildungsreferent

Programm

51. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen

Tagungsbroschüre

51. Bodenseetagung der Bezirkszahnärztekammer Tübingen

Das Programmheft zur 51. Bodenseetagung und 45. Tagung für Zahnmedizinische Mitarbeiter/innen der Bezirkszahnärztekammer Tübingen in Konstanz.